Dienstag, 18. April 2017

Säen, planen... und die Realität

Es ist der 14. April 2017.
Nur wenige Tage nach der Übergabe des Ackers treffen sich die Jungbauern - wie wir uns mittlerweile stolz nennen - auf dem Acker um zu ackern. :)

Zuerst wird der Acker mit Hilfe der Planung in Abteile eingeteilt, damit man sich besser merken kann wo man was gesät hat - und damit man es hoffentlich irgendwann auch wieder findet. Frohgemut stapfen Michi und ich los, Michi mit der Planung, ich mit einem Stock um die Abteile zu markieren.
Doch oh Schreck, was ist das? Als wir beim letzten meiner geplanten Abteile ankommen, stehen wir noch immer nahezu mittig auf dem Acker - das Ende der Reihe (an dem wir laut Planung stehen sollen) ist noch weit! Wie kann das sein???
Ganz einfach: Die Reihen in unserem Abteil messen statt der errechneten und bezahlten 26,6m ganze 34 m Länge!
Ich starre auf meine Planung, dann auf das Feld, dann wieder auf meine Planung.
SIEBEN METER MEHR!!!!???
Bilder von Twilight Sparkle, der manischen Pony Prinzessin gallopieren an meinem inneren Auge vorbei, mein linkes Auge zuckt...

                                           


Von drüben höre ich Simone grinsen: "Na, besser zu viel als zu wenig!" Recht hat sie. Aber SIEBEN METER!!!!
Zur Erläuterung der Dimension meines Schrecks, der so einfach durch die Großzügigkeit des Bauern (und der schiefen Ausmaße des Feldes) ausgelöst auf mich hineinstürzt:
Die Planung ist nicht einfach nur die Planung. Sie ist ein Meisterwerk. Und sie ist auf 26,6m ausgelegt!!!
Stunde um Stunde habe ich Bücher und Internetseiten gewälzt, habe erarbeitet welches Gemüse wen zum guten Nachbarn hat und neben wem es auf gar keinen Fall wohnen mag, welche Kombination welche Schädlinge anlockt und welche fernhält und natürlich wie viele Pflanzen bei optimalem Pflanzabstand in einer Parzelle gepflanzt werden können... Diese ganze Arbeit schien sich vor meinen Augen in Luft aufzulösen.
Aber so schnell gebe ich nicht auf. Wir teilen den Acker unter unseren Füßen erneut nach Planung ein, doch diesmal geben wir jedem Abteil einfach Pi mal Daumen mehr Raum. Ha! Am Ende habe ich in der Mitte zwar noch ca zwei Meter ungeplanten Streifen, aber mei, damit lässt sich leben.

Katastrophe abgewehrt, lasset uns säen!
Zunächst kommt der Spinat an die Reihe. Das erste Mal besehe ich mir den Boden, aus dem bald die nahrhaften zarten Pflänzchen sprießen sollen,  genauer - und auf einmal geht mir auf, warum Manfred, der bereits früher als wir auf dem Acker angekommen war, unsere "Jungbauern" Chatgruppe in "die Steingartenbauern" umbenannt hatte... Ja, Ackerboden gibt es hier auch, allerdings eher in Krümelform um die bis zu faustgroßen (und ich rede Michis Faust, nicht Emmas) Ackersteine herum drapiert... Gehört das so? Sieht jeder Acker so aus, wenn man ihn sich genau anschaut?
Ich habe keine Ahnung, beschließe aber, dass es wohl die Steine sein müssen, die den Gemüseanbau auf dem Feld so viel leichter machen als der Gemüseanbau im Garten sein soll. Logisch, den Schnecken ist das zu hart auf den scharfen Steinen hier rum zu kriechen. Und bestimmt läuft das Regenwasser an den Steinen entlang viel besser tief in den Boden hinein wo es auch im Sommer noch gespeichert ist - weswegen man nicht gießen muss...
Und als ich meine Hände in den Boden grabe, merke ich dass er wirklich locker, krümelig, feucht (obwohl es lange nicht geregnet hat) und sehr warm ist. Ein schönes Gefühl an den Händen.
Dieser Lobeshymne an die Ackersteine zum Trotz schaffe ich den künftigen zarten Spinatpflänzchen dennoch die dicksten Ackerbrocken aus dem Weg. Man kann ja nie wissen... Die Kinder legen gewissenhaft Samen für Samen an ihren Platz und decken sie erstaunlich sanft mit Erde zu. Ich lasse mich von der Fürsorglichkeit anstecken und ertappe mich dabei, wie ich leise "Lasst es euch gut schmecken!" flüstere als wir Steinmehl als Dünger streuen. Jetzt noch ein Schluck Wasser und alles ist gut.

Doch statt des sanften regengleichen Rieselns aus der Gießkanne mit Regentülle schwappt hart und fest ein riesiger Schwall Wasser mitsamt der gelösten Regentülle auf meinen Spinat... Die Kinder schreien erschrocken auf als sie ihrer Arbeit hinfort schwimmen sehen. Zur Sicherheit lege ich heimlich nochmal ein paar Samen in die Reihen und begrabe sie in matschiger Erde, während ich den Kindern versichere, dass ihrem Spinat sicher nichts passiert ist... Ich hoffe sehr, dass Spinat ein robustes Gemüse ist, das spontane Wasser fluten nicht so übel nimmt. Als ich aufschaue sehe ich Michis Blick, der leidgeprüft sagt: "Ja, das ist mein Spatzl." bevor er mir demonstriert, dass man die Regentülle mit einem kleinen Klick an der Gießkanne arretieren kann - und sollte. Hust. Ah ja. Weiß ich das jetzt auch.

Immerhin haben die Kinder für sich entdeckt, dass säen ja gar nicht wirklich Arbeit ist und einen Riesenspaß machen kann. Kurzerhand werden die Anfangsstücke unserer Reihen zu Kinderbeeten erklärt, wo die beiden auch gleich emsig beginnen, kreuz und quer Dinge zu säen und anzugießen.
Ihre Begeisterung ist ansteckend!


Ich säe also fleißig weiter. Heute gibt es neben besagtem Spinat auch ein paar Kohlrabi, Markerbsen (die auch ohne Erbsenzaun stehen können, wusste ich gar nicht, freut mich aber), Pastinaken, Mangold, Radieschen, Pflücksalat und Schnittknoblauch dort, wo später noch andere Wurzelgemüse hinkommen sollen, denn dieser soll, genau wie andere Zwiebelgewächse, die böse Möhrenfliege, die zu durchlöcherten und deformierten Wurzeln führt, fernhalten. Die ekeln sich nämlich vor Zwiebeln. Ich muss mir bei diesem Satz immer ein kleines, ekelverzerrtes Fliegengesicht vorstellen, das bäh sagt und mit gerümpfter Nase weiter fliegt.

Zu guter letzt gießt Michi alle frisch beackerten Beete an. Mittlerweile hat er sich einen Campingstuhl geholt und überwacht das frohe Geackere vom Rand her, doch seine Aufgabe als erprobter Kannenexperte erfüllt er sehr gewissenhaft.
Als dies erledigt ist, schreiten wir noch einmal unsere Reihen ab und ich trage die bepflanzten Bereiche in die Planung ein. Doch was ist das? Wo der Mangold stehen sollte, ist die Markerbse, wo die Markerbse sein sollte ist ein leeres, ein Meter langes Beet und wo ist sie, die Markerbse? Ach, da vorne. Da hatte jemand die Abteile wohl nicht so eindeutig markiert wie sie gedacht hatte...
Tja, eine Planung ist ein wachsendes lebendes Gebilde... und lebt bis zum nächsten Feind... äh Ackerkontakt.  Gottseidank kann ich darüber momentan nur milde lächeln. Die Arbeit mit dem warmen  feuchten Boden hat mich anscheinend bereits geerdet.

Apropos Erdung:
Es ist mittlerweile 6 Uhr, wir hatten nichts zum Mittagessen und dennoch fährt meine Familie frohen Mutes und ohne sich gegenseitig anzumotzen (wie sie es sonst bereits bei dem leichtesten Anzeichen von Hunger oder einem drohenden ausbleibenden Mahl tut) schmutzig und fröhlich von unserem Acker weg.

Ja, es ist unser Acker, denn heute haben wir alle drei hier gearbeitet und es hat uns so viel mehr Energie gegeben als wir uns jemals vorstellen konnten! Was für ein schöner Tag!

Nachtrag:
Gleich am nächsten Tag radelte ich trotz schrecklichem Gegenwind, nur mit einem Ringblock und einem Stift bewaffnet zum Acker um, den Parzellen neutrale Namen zu geben und eine neuere, bessere Planung zu erstellen.
Sie heißen jetzt N (für Nordreihe) 1 - 15 und M (für Mittelreihe) 1 - 9, daneben steht die Länge der Parzelle, daneben, was an welchem Datum dort gesät wurde, und daneben die Empfehlung, was am besten dort angepflanzt werden sollte - basierend auf der Ur-Planung.

Glücklich radel ich heim und höre meine innere Twilight Sparkle böse lachen....

Nachtrag 2 oder: Eine Ackerplanung ist lediglich eine freundliche Empfehlung an die Realität...

Am Abend nachdem ich meine Planung auf so unglaubliche Weise perfektioniert hatte, fiel mir auf, dass ich doch tatsächlich vergessen hatte die Wurzelpetersilie auszusäen! Die muss unbedingt noch diesen Monat aufs Feld!
Also auf, liebe Familie, drei Tage später geht es bereits ein weiteres Mal auf den Acker. Die liebe Familie geht auch fröhlich mit, nachdem es uns letztes Mal so gut getan hatte.

Doch auf dem Acker schauen wir uns verloren an. War das hier N5? Oder die Parzelle eins weiter? Ist die Furche die Begrenzung oder der Steinhaufen? Und was ist das für ein Stecken da, mitten in N4? Ah, ja, da war Schnittknoblauch... glaube ich... Memo an uns: Auf einem Acker sieht nach einem Tag wieder alles gleich aus.
Nein, noch gebe ich mich nicht geschlagen: Jede Parzelle wird nun von mir mit einem Stein bedacht, auf dem groß mit Edding die Parzellenbezeichnung steht. Haha, kein Verzählen mehr! Die Begrenzungen sind nun eindeutig. Schnell noch N4 und N5 zusammengelegt und voila, die Planung stimmt wieder.
Fragt sich nur wie lange... :D


Immerhin haben wir jetzt Übung und die Wurzelpetersilie sowie die Tagetes mit den charmanten Beinamen "Nematodentod" (weil sie genauso effektiv die Wurzelgemüse schützen sollen wie die Zwiebelgewächse - dabei aber noch sehr hübsch aussehen) sind schnell ausgesät. Emma legt ein professionelles Möhrenbeet an und deckt es mit einem kleinen Kulturschutznetz ab, so wie wir es mit den großen Pastinakenbeeten getan haben. Wahrscheinlich ist dieses hässliche Netz effektiver als Zwiebel und Nematodentod zusammen...Und sieht auch noch richtig professionell aus!


Wieder einmal verlassen wir 3 schmutzig aber glücklich den Acker - genau bevor der Regen einsetzt. Sehr gut, mit dem hatten wir gerechnet um uns das Angießen zu sparen! Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert. ;-)

Freitag, 14. April 2017

Der große Tag

Dienstag, 11.04.2017, 18.00 Uhr Ortszeit. Der große Tag ist gekommen, die Jungbauern bekommen ihren Acker.
Pünktlich um kurz nach 5 machen sich Manfred, Mathilda, Emma und ich mit dem Radl auf von unserem zu Hause zum nur 5 Radlminuten entfernten Acker... Dachten wir.
Aber da haben wir nicht mit Emmas kleinen Beinchen gerechnet. Kleine Beinchen, die gegen fiesen Splitt, in den sich die Räder eingraben, ankämpfen müssen! Wie gemein!

Eine reine seelische Qual waren jedoch die letzten 500 Meter.
Wir biegen um die Ecke, ganz hinten am Ende des langen Ackerweges sehen wir unser Grundstück in der Sonne liegen. Das gelobte Land. Und wir sehen, wie sich mehr und mehr Menschen dort versammeln und bereits mit Stöcken ihr Grundstück in Besitz zu nehmen versuchen... Schnell, lasst uns unseren ausgeguckten Bereich sichern bevor es zu spät ist!
Doch genau dieser Ackerweg ist es, das Emmas kleine Beine an den Rand der Verzweiflung bringt. Immer wieder müssen wir anhalten weil es zu anstrengend ist, immer wieder schieben wir sie an und es geht ein paar Meter weiter... Nach jeden Stop sieht man mehr Menschen auf den Acker strömen und sich die besten Plätze herauspicken.... Welch Tortur! Ich will lossegeln, fliegen, und den nächstbesten Stock in die weiche Ackererde rammen, auf dass sie für ewig (oder zumindest die nächsten Monate) MEIN sei!!! Wie hieß nochmal dieser Film mit Nicole Kidman aus den 90ern, wo sie um das beste Ackerland im wilden Westen um die Wette rennen? GENAU so fühle ich mich!

Doch ich stehe zu meiner Tochter, hier ist es nicht weniger dramatisch als vorne bei den Spitzenreitern um das fruchtbarste Stück Land. Meter für Meter kämpfen wir uns vorwärts, Räder, Zähne und kleine Knochen knirschen, die Köpfe sind hoch rot... Doch gemeinsam erreichen wir alle 4 schließlich das ersehnte Grundstück. Und da steht er, der rettende Engel in Frauengestalt. Mit blondem, in der Sonne glänzendem und im Wind wehendem Haar steht sie vor uns. Simone war vor uns angekommen und hatte unser perfektes Stück gesichert. Eine Parzelle bestehend aus 3 Bifängen. So können die Kinder immer in den Wegen zwischen unseren beiden Bifängen herumlaufen und treten unsere Arbeit kaputt, und nicht die der Nachbarn. So zumindest der Plan. Nein, ich falle nicht auf die Knie und küsse tränenüberströmt die Erde, meine Erde. Denn noch ist sie nicht wirklich unser. Ich lächle stattdessen freundlich und friedlich meinen Konkurrenten zu. Contenance bis das Stück wirklich uns gehört. Wie es sich für eine Dame geziemt.

Nun beginnt das große Warten. Zunächst auf die Bäuerin, die eine kurze Ansprache hält. Dann spricht kurz eine Dame vom Bayerischen Rundfunk, die mit ihrem Team hier eine Parzelle gepachtet hat und diese filmerisch über das Jahr begleiten möchte. Sie freue sich über jeden, dessen Acker mit auf das Bild wolle und der Lust habe ein paar persönliche Geschichten rund um den Acker vor der Kamera zu erzählen. Simone neben mir scheint begeistert, ich nicht so. Ich werde meine Kamerascheu einfach nicht los, trotz meiner Begeisterung für 90er Jahre Western mit Nicole Kidman...
Dann warten wir auf den Bauern, Herrn Offenbeck, der stilecht in Gummistiefeln mit seinen ebenso stilechten Bauernkindern ankommt und auch eine kurze Ansprache hält. Dann verkündet die Bäuerin, dass wir ganz hinten bei den längsten Bifängen anfangen die Parzellen zu vergeben. Eine kleine Horde trottet mir ihr mit und ich muss erschrocken feststellen, dass sie und Herr Offenbeck nun damit beginnen, feierlich jede einzelne Furche zu weihen, indem sie den Namen desjenigen, der sich für diese Parzelle meldet, auf ein Stück Holz schreiben und höchstpersönlich in den fruchtbaren Boden schlagen. Da texte ich Michi (mit dem wir uns um halb 7 zum Essen treffen wollen) zum ersten Mal, dass es wohl länger dauern wird. Es ist nämlich bereits fast halb 7 und wir sind noch einige -viele- Meter von unserem Abteil entfernt.
Ich bin jedoch beruhigt als ich sehe, dass das ganze dann doch sehr flüssig läuft. Manfred bespielt die Kinder und lässt sie ganz am Anfang der von uns auserkorenen Bifänge bereits etwas buddeln.


Dann kommt das Bauern Gespann zu dem Teil, wo man sich einen halben Bifang mit dem Nachbarn teilen müsste. Das will aber keiner. Wie im klassischen Sketch tritt die Reihe der Wartenden einen Schritt zurück, als die erste dieser Parzellen ausgeschrien wird. Ich schlendere zu den anderen an unserem gelobten Ackerland, wir ratschen ein bissl und freuen uns. Als ich mich wieder umschaue, stehen sie immer noch an jener Parzelle. Ich ratsche weiter. Es ist viertel vor 7. Mein Handy surrt. Michi: "Ich fahre jetzt einfach mal los." Hinter mir höre ich eine schrille Bäuerinnenstimme: "Wir müssen jeden Bifang vergeben, wenn sich hier keiner meldet, dann mache ich nicht weiter!" Sie verkreuzt die Arme wie ein Schulkind. Es meldet sich immer noch keiner.
Ich tippe hektisch: "Michi, es kann WIRKLICH noch dauern, komm doch einfach hierher und wir fahren zusammen zum Sportheim wenn wir endlich durch sind."

Ich kürze das Ganze für Euch hier ab:  Ein paar Wenige melden sich zu guter Letzt für die ungeliebten Parzellen, es gibt mehrfache Rechenverwirrung im Bäuerinnenhirn bei der Verteilung, sie fragt mehrfach ab wer alles da ist und droht die restlichen ungeliebten Parzellen an die Abwesenden zu verteilen. Dann fällt ihr aber auf, dass diese dann ja gar nicht wissen, dass sie sich einen Bifang mit dem Nachbarn teilen müssen, also versteift sie sich wieder auf ein hilfloses vor einer Parzelle stehen bleiben und trotzen. Der Bauer ruft aus, dass der Beste Boden an eben jeder Stelle sei. Auch das hilft nicht. Schliesslich lassen sie ENDLICH und nach mehrfachem gutem Zureden ein paar Parzellen ohne Besitzer und kommen schließlich vollkommen entnervt bei uns an. Uns keinen wirklichen Blickes würdigend, klatscht sie unseren Namen (falsch geschrieben) auf den Holzblock und stapft weiter. Das war er, der historische Moment!

WIR HABEN UNSEREN ACKER!!!!
Und zwar genau den, den wir haben wollten. Genau in der Mitte des Feldes, halb sonnig, halb schattig. Die Kinder sind happy, wir erleichtert. Und da erscheint mein Mann am Wegesrand, was mein Herz noch höher schlagen lässt. (Schließlich hatte er, müde von meinen diversen und schnell wechselnden Projekten, geschworen diesen Acker NIEMALS! zu betreten). Egal, ich freue mich.
Wir lassen die Kinder noch schnell ein paar Blümchen säen, eine bunte Samen Mischung namens "Bienenschmaus". Und als die Bäuerin panisch wie ein aufgescheuchtes Huhn wieder an den ungeliebten Parzellen neben uns herumlamentiert, treten wir taktisch geschickt und schnell den Heimweg an. Nicht dass sie an unserer Parzelle noch was ändert.
Gottseidank haben wir es trotzdem geschafft, vorher noch ein glorreiches Jungbauern Foto vor unserer Furche zu schießen!


Wir sind ganz stolz und ganz aufgeregt, jetzt kann es losgehen.
Simone, Mathilda, Michi, Emma und ich feiern diesen denkwürdigen Tag noch bis 9 Uhr im Sportheim bei Wein, Scaloppina Primavera und nein, nicht Gesang sondern viel Ratsch. Schee wars. :)

Montag, 10. April 2017

Die deutsche Sprache und der Acker - und erste Fotos!

Nachdem ich nun einiges an Literatur zum Thema Gemüse selber anbauen verschlungen habe, fiel mir auf, dass mein Unwissen über den Ackerbau so weit reicht, dass ich doch tatsächlich sähen statt säen schrieb und mich vollkommen im Recht wähnte!!!

Peinlich berührt schlich ich in  meinen Blog um in einem Guerilla Kampf klammheimlich alle heimtückischen hs zwischen dem ä und dem e zu eliminieren. (Auch wenn es sich ohne das h irgendwie immer noch falsch anfühlt...)
Es sähe dem Gemüse ähnlich sich nicht von mir säen zu lassen. :D

Wie auch immer, die Jungbauern waren gestern das erste mal ihren Acker besichtigen und... Er ist wahnsinnig klein! Ein kleines Stückchen zwischen der Würm und dem "normalen" Feld des Bauern, zu dreieckig um sich von seinen Maschinen bearbeiten zu lassen, vermute ich. Da fällt einem erstmal auf, wie riesig die Ackerflächen der Bauern doch sind. Denn auf unserem Mini Dreieck sollen 40! Kleinbauern ein Heim für ihre Pflanzen finden.

Aber es ist idyllisch gelegen, so direkt am Bach und somit wunderbar für uns. Mit dem Radl brauche ich 5-7 Minuten dahin (jetzt weiss ich ja wo es liegt).
An dieser Stelle einen Dank an Manfred und seine Kartenlesekünste, ohne die ich wahrscheinlich immer noch in den Weiten der Karlsfelder Äcker verloren wäre. :D




Auf unserer heimischen Fensterbank hat sich auch einiges getan. Schließlich haben wir jetzt Traumspray!
Ich stelle vor: Mr blauer Kohlrabi und Ms Romanesco!


Und hier auch noch die handschriftlichen Notizen, was nun wirklich in den Anzucht Kästen wächst bzw gesät ist. (Man vergleiche die Planung, die ich zuvor hier im Blog erstellt habe, hihi)



Ansonsten ging gestern meine schon bereits erwähnte Planungswut weiter. Auf der Suche nach dem perfekten Anbaumuster riefen Michi und ich den Pythagoras an und kramten unsere mehr (Michi) oder minder (ich) erhaltenen Kenntnisse der Geometrie aus. Wobei ich meinen lieben Ehemann beim Rechnen mit meinem weiblich-irrationalen "Antimathismus" halb in den Wahnsinnn trieb. :D

Aber wir kamen zu der umwerfenden Erkenntnis: Aaaaaachtung, Trommelwirbel: 
Dass wahrscheinlich die klassische Pflanzung in simplen Reihen die Beste wäre!
Jaja, die Gärtner und Bauern haben sich die letzten 200 plus Jahre wohl schon was dabei gedacht. Ade, Nobelpreis für das beste Anbaumuster. :D

Immerhin war es ein schöner Abend.






Dienstag, 4. April 2017

Das Vorziehen

In meinem unermesslichen Rausch gestern habe ich ein zweites Anzucht Gewächshaus für die Fensterbank gekauft. Ich habe also jetzt bombastische 48 Plätze für zarte Pflänzchen!

Und was macht die Städterin, wenn sie gerne loslegen möchte, aber von der Natur noch zurück gehalten wird (einfach weil es draussen noch zu kalt ist UND weil uns der Acker ja noch gar nicht übergeben wurde): Sie plant!
Ich liebe Pläne. Und ich liebe es sie wieder über einen Haufen zu werfen. :D
So hält man sich selber das ganze Jahr beschäftigt.

Hier also mein vorläufiger Plan zur Pflanzenanzucht:

Die meisten Pflanzen brauchen um die 10 Tage um zu keimen. Danach sollten sie noch locker 2 Wochen stehen um robuster zu werden.
Aussetzen kann man die meisten dann nach der kalten Sophie, der grausamsten der 5 Eisheiligen, am 15. Mai.
Das gibt mir nach Adam Riese grob 6 Wochen für die Anzucht.

Übrigens, die 5 Eisheiligen haben alle einen eigenen Namen (Man lernt nie aus!) und allein der Klang dieser lässt die moderne, mit Google bewaffnete Acker Wissenschaftlerin vor ihrem PC erschauern. (Und an Untote Mönche denken, die über das Feld wandeln und ihren Todeshauch über meine zarten Sprösslinge atmen!)

Ich präsentiere: Die Mitglieder der unheimlichen Deathmetal-Band des Wetters und ihre Tour-Daten:




  • Mamertus – Donnerstag, 11. Mai 2017
  • Pankratius – Freitag, 12. Mai 2017
  • Servatius – Samstag, 13. Mai 2017
  • Bonifatius – Sonntag, 14. Mai 2017
  • Kalte Sophie – Montag, 15. Mai 2017
  • Also nein, diese ungemütlichen Gesellen warte ich dann doch lieber Bauernregel-gemäß ab!

    Aber zurück zu kuscheligeren Gedanken: Meiner Anzucht und meinem Plan:
    Damit nicht alles gleichzeitig reif wird, wird natürlich leicht versetzt angezogen:

    1. Hälfte KW 14: 6 lila Kohlrabi
                                 6 Romanesco
    2. Hälfte KW 14: 3 Patisson
                                 6 Kohlrabi Gigant
    1. Hälfte KW 15: 6 Hotstepper Paprika
                                 3 Paprika
    2. Hälfte KW 15: 3 runde Zucchini
                                 3 Paprika
    1. Hälfte KW 16: 3 lila Kohlrabi
                                 3 Romanesco

    Dann habe ich noch 6 Ersatz Plätzchen falls irgendetwas partout nicht kommen möchte. Gerade die Zucchini wären mir wichtig.

    Und so haben auch die zuletzt Gesäten bis zu den Eisheiligen in KW 20 noch 4 Wochen Zeit um groß und stark zu werden.

    Gestern haben Manfred und ich bereits mit tatkräftiger Hilfe von Emma und Mathilda die 6 lila Kohlrabi und die 6 Romanesco gesät. Die Kids waren eifrig dabei, haben die kleinen Samen mit ihren Fingern in die Erde gedrückt und SEHR gewissenhaft gegossen. Die Verwendung von Mathildas "Traumspray" für die Pflanzen hat dazu geführt, dass meine 6 jährige und immer noch so sehr an Wunder und Geschichten glaubende Emma nun auch UNBEDINGT ein Traumspray braucht, denn es kann ja nicht sein, dass sie Samen für den Romanesco (noch bei Mathilda besprüht) schön träumen, und die armen lila Kohlrabi Samen (erst zuhause gesät) nicht!

    Pssst, ich verrate jetzt das Geheimnis des Traumsprays, das Alles und jeden gut Träumen lässt: Es ist Wasser in einer Sprühflasche!)
    Ich genieße diese Zeit mit Emma so sehr, in der Samen träumen dürfen und in denen ein Pusten und ein Knutsch jedes Aua heilt! Gottseidank färbt ein Wenig von diesem Zauber an uns Eltern ab...
    Also, träumt schön, ihr Samen!


    Montag, 3. April 2017

    Ich werde Bauer!

    Ich werde Bauer. Oder Hippie. Oder einfach nur übergeschnappt. Oder ein bisschen von Allem.

    Ich habe mir gemeinsam mit Freunden ein Stück Acker hier in der Gegend gepachtet. 40 Quadratmeter nur für mich, mein Gemüse und meinen Größenwahn.

    Ja, ihr habt noch recht in Erinnerung. Ich habe keine Ahnung von Pflanzen und einen eher schwarzen Daumen. Das Durchhaltevermögen bei meinen Projekten ist auch, sagen wir, mittelmäßig. Und doch. Ich habe das Gefühl das könnte der Auftakt zu etwas ganz Großem werden, der Acker und ich.
    In mir sehnt sich etwas danach, erster Hand zu wissen, wo meine Nahrung herkommt (Bauer), dem Werk der Natur in all seinem Können zuzusehen (Hippie) und meine Hände in die urtümliche nasse Ackererde zu vergraben (übergeschnappt).

    Welcher dieser drei Teile am Ende auch die Überhand gewinnen mag, ich möchte hier den Werdegang dieses Projektes festhalten.

    An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an Manfred und Simone, die mich erst auf die Idee, dass man einen Mini-Acker pachten kann, gebracht haben, und die mich mit ihrer mir ähnlichen hoffnungsfrohen Anbau-ahnungslosigkeit gleichermaßen ermutigt und motiviert halten. :D

    Anfang April
    oder: Die seltsame Vermehrung der Samentütchen

    Ich war einkaufen. Einmal mit meiner lieben Familie, die meinem Ackerprojekt skeptisch bis gleichgültig lächelnd gegenübersteht und einmal mit Manfred, dessen Augen angesichts der riesigen bunten Samentütchen Vielfalt ebenso begannen zu leuchten wie meine. Und der einen ebenso großen Korb Tütchen aus dem Gartencenter schleppte wie ich...

    Auch damit ich selber den Überblick behalte, hier einmal eine Auflistung der Samen, die nun in bunten Tütchen meinen Wohnzimmertisch bewohnen:

    1. Dinge, die man im Zimmer Vorziehen muss
    (habe ich absichtlich gering gehalten, im Hinblick auf das klägliche Schicksal meiner Kohlendioxid atmenden Mitbewohner)
    -Patisson (eine weiße, Uboot förmige Zucchini) 8 Pflanzen
    -Kohlrabi Gigant( wird bis zu 5 Kilo schwer, jippieh!)  100 Pflanzen (hust, ja...)
    - lila Kohlrabi, 20 Pflanzen
    -runde Zucchini 5 Pflanzen
    -Hotstepper Gewürzpaprika Mix Saatplatte 10 x 20 cm (so hat man gleich den richtigen Pflanz abstand)
    - Paprika 30 Pflanzen


    2. Blumen
    (wurde uns von der Bäuerin dringend empfohlen und obwohl ich eigentlich nur Nutzpflanzen ziehen wollte, landeten auch ein paar nicht so essbare, dafür wunderschöne Exemplare in Tütchenform in meinem Korb)

    - Mischung ein Bett im Kornfeld, 2 qm
    - Aster (wollte Emma) 50 Pflanzen
    - orientalischer Waldmeister (wollte Emma) 40 Pflanzen, Nützlingsparadies
    - Echte Kamille 200 Pflanzen (hust)
    - Kapuzinerkresse 20 Pflanzen
    - Sonnenblumen bronze 2m hoch, viele
    - Sonnenblumen gelb 1,50m hoch, 12 Pflanzen
    - Tagetes, viele
    - Ringelblumen, viele



    3. Gemüse
    - Mischung Mangold, Radieschen, Pflücksalat, 3,6 Meter Saatmatte
    - bunte Radieschen, 5 m Saatband
    - rosa Rettich (wollte Emma), 120 Pflanzen
    - Pak Choi, 50 Pflanzen
    - Mini Pak Choi, 30 Pflanzen
    -  Karotten, 1000 Pflanzen (ich brauch mehr Alkohol)
    - Zuckererbse, 70 Pflanzen
    - Markerbse, 8 Meter
    - Spinat, 1200 Pflanzen
    - bunter Mangold, 50 Pflanzen
    - grüner Mangold, 40 Pflanzen
    - Pastinaken, 200 Pflanzen
    - Mischung rote Rübe, Mairübe, Kohlrabi, 5 Meter
    - Kohlrabi normal, 50 Pflanzen
    - Rote Beete, 100 Pflanzen
    - Wurzelpetersilie, 10 Meter
    - rote Zwiebeln, 8 Meter
    - Schnittknoblauch, 3 Meter
    - Romanesco, 40 Pflanzen

    Noch im Internet bestellt:
    - bunte Paprika, 20 samen
    - bunte Radieschen, 300 Samen
    - bunte Karotten, 200 samen
    - bunte Beete, 50 samen
    - riesen Radieschen, 200 Samen
    - Knollenfenchel, 50 Pflanzen
    - Stangensellerie, 150 Pflanzen

    Jetzt ist mir schlecht und ich muss eine Schreibpause machen, ehe ich dem Wahnsinn anheim falle...
    So viele Samen... und die meisten nur bis 2020 haltbar!!!


    Welcome back!

    Was? Es rührt sich was? Hier? Das muss Spam sein! Ohje, jemand hat Brittas Adresse gekapert und schleicht sich nun in ihrem Namen auf unsere Computer ein um uns auszuspähen und die WELTHERRSCHAFT AN SICH ZU REISSEN!!!! So muss es sein!

    Nein, keine Sorge meine Lieben, das bin wirklich ich. Wahrlich und wahrhaftig. 
    Es stimmt, mein Blog hat lange geschlafen (das echte Leben, Kind, Kegel, Haus und co... Ihr kennt das...) 
    Das heisst aber nicht, dass mein Leben als Öko Tante geschlafen hat - ganz im Gegenteil! 
    Ich hatte in dieser schreiberischen Schaffenspause Zeit, einige wirklich lustige Experimente zum Thema natürlicheres Leben zu machen - und von den besten und ertragreichsten dieser Experimente möchte ich euch nun berichten! 

    Deswegen heisst es: 
    Welcome back in Brittas kleiner Öko Welt, mit neuen Themen zu 
    natürlichen und selbstgemachten Pflegeprodukten (die euren Körpern eine unglaubliche Menge Gift und nebenbei der Welt auch eine ganze Menge Plastik ersparen) , 
    Naturheilkunde (Vorbeugen durch antibakterielle und immunstärkende Ernährung - hört sich langweiliger an als es tatsächlich ist), 
    Pflanzenanbau (jaha, ich! auch wenn die Oma mich immer noch ob meines schwarzen Zimmerpflanzen-Daumens auslacht) und last but not least natürlich 
    jede Menge interessantes sinnvolles und sinnloses Wissen zu den tollen Lebensmitteln dieser Welt und was man aus ihnen zaubern kann. 

    Ich freue mich sehr über dieses Reboot und natürlich auf Euch und Eure Kommentare und Fragen. 


    Eure Britta