Mittwoch, 27. September 2017

Ackermonat Mitte Mai bis Mitte Juni

Hallo zusammen. Es ist Mai, wunderschöner Mai. Alles sprießt und wächst und ist so wunderbar saftig grün. Wir genießen unsere Ackertage umso mehr. Aber zuerst machen wir etwas, das nur bedingt mit dem Acker zu tun hat: Wir setzen einen Maiwipferl Sirup auf!

14.5.17 Maiwipferl
Maiwipferl, das sind die wunderbaren, hellgrünen Spitzen der Tannenbäume, die nun überall sprießen.
Sie enthalten in geballter Form alles Gute der Tannennadeln, und deswegen sind sie auch für uns super gesund. Wertvolle ätherische Öle, Harze, Tannine und sehr viel Vitamin C sind nur ein paar der Attribute, die sie für mich zu einem Schatz im Monat Mai machen. Zusätzlich sind die Wirkstoffe so aufeinander abgestimmt, dass sie eine optimale antiseptische Wirkung entfalten und so die Bildung von Bakterien hemmen können. Da sie auch den Transport von Schleim aus den Atemwegen fördern, kann man aus den Maiwipferln sehr gut wirkende Hausmittel gegen Husten, Heiserkeit und Schnupfen zubereiten

Da ziehe ich also los, wie Rotkäppchen, mit einem Korb in den Wald, um Maiwipferl zu sammeln, der Morgennebel liegt noch in fetzen schwer zwischen den Fichten, es raschelt im Unterholz...

Ja, das wäre das richtige romantische Bild dazu, aber eigentlich bin ich nur im Krümelmonster Schlafanzug schnell in den Garten geschlurft, wo unsere ureigene Tanne uns mit den Wipferln beschenkt. :D
Dass ich von jedem Ast wirklich nur ein paar nehme und nicht den ganzen Baum kahl räume ist dabei selbstverständlich. Ich will ja unserer Tanne nicht schaden. Daran solltet ihr euch unbedingt auch halten, wenn ihr wirklich die Rotkäppchen-Tour versucht und im Wald nach Maiwipferln schaut.Schon aus selbsterhaltungstrieb, denn die Förster sehen es eigentlich nicht gerne wenn man wild Wipferl pflückt - und die sind bekannterweise bewaffnet! Ausserdem solltet ihr die Nadelbäume sicher unterscheiden können, denn die Wipferl der Eibe sind giftig!

Aber genug der Horrorgeschichten, das ist sie, meine Ausbeute, die für ca 200 ml Sirup reichen. Damit kommen wir gut über den Winter und der Tanne sieht man es kaum an. :)



Und so einfach geht es:
Man schichtet Wipferl und braunen Zucker in ein hohes Gefäß. Die unterste und die oberste Schicht müssen Zucker sein. Ausserdem sollte man darauf hinzielen, dass die Zuckerschicht immer ca doppelt so dick ist wie die Wipferl Schicht. Ich sage bewusst "darauf hinzielen", da ich feststellen  musste, dass dies gar nicht so einfach zu realisieren ist wie es sich anhört! Aber wenn man die Wipferl gut andrückt, dann geht es.

Dann verschliesst man das Gefäß und stellt es für 6 Wochen an einen warmen, sonnigen Ort. Es bildet sich dann nach und nach ein Sirup und die Wipferl werden braun. Man muss gar nichts weiter tun. 



Ich habe Rohrzucker genommen, da dieser durch seine Mineralstoffe die Heilwirkung des Sirups besser unterstützt als weisser Zucker. Es funktioniert zwar genauso mit Raffinadezucker, aber ich persönlich habe Hemmungen ihn zu benutzen wenn man schon so etwas schönes, gesundes und natürliches wie diesen Sirup herstellt. Noch besser wäre natürlich Rohrohrzucker, auch Kokosblütenzucker ist eine gute Variante wenn einen der Preis nicht abschreckt.
Aber Zucker und Zuckeralternativen, das ist ein Thema für sich, das ich auch schon auf diesem Blog behandelt habe.

Nach 6 Wochen gießt man den Sirup durch einen Teefilter in ein fest verschließbares Glas, das man kühl und dunkel lagert. Ich habe unseren Sirup im Kühlschrank. Dann lindert  er nicht nur zusätzlich durch die Kühle bei Halsschmerzen, sondern man bekommt auch keine Probleme mit der Haltbarkeit falls man zu wenig Zucker benutzt hat.

Und mjam, ich sage euch, der Sirup ist auch ohne Husten oder Halsweh ein ziemliche Leckerei. :)

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19.5.17

Puuh, ganz schön heiss ist es geworden in den letzten Tagen. Das freut zum Einen die Pflanzen, zum Anderen heisst es aber auch für mich: Gießen fahren! Also ab aufs Radl und los! 



Und wie schön gedeihen sie, meine Kleinen!  Hier möchte ich euch meine Superstars vorstellen.








Der Spinat. Der Angeber. Er gedeiht genau wie Spinat gedeihen soll, chnell udn grün und knackig. Wenn die Blätter ca 5 cm groß sind, dann kann man ihn schon ernten, als Babyspinat. 5 cm.... Das wäre ja jetzt!!!! Aber wer isst schon seine Babies? Wie barbarisch!!!! Wenn ich ihn noch etwas wachsen lasse, kann ich einzelne, zarte Blätter ernten und die Pflanze weiter wachsen lassen, so habe ich länger was davon. Ausgefuchst, hm?















Meine Patissons. Sie sind gut angewachsen und ich bin sehr guter Dinge, dass sie dem Umzug in den Acker gut überstehen...Noch.
Update aus dem Herbst: Nachdem ich im Sommer eigentlich dachte, dass beide eingegangen wären, stellte sich heraus, dass im Schatten der gekauften und riesig gewordenen Rondinipflanzen tatsächlich eine meiner Patissons überlebt hat! Und sie hat mir auch 3 wunderbare weiße und leckere Uboote beschert. :) Eine habe ich im Herbst dann sogar als Deko gestaltet... aber dazu ein andermal. 















Kohlrabi in verschiedenen Wachstumsstadien. Oh wie lieben wir alle Kohlrabi! Gut, dass ich davon gleich 12 Pflänzchen gekauft und nochmal 6 selber angezogen habe. Ein paar davon stehen nun im Garten, da der für Kohlrabi eingeplante Platz doch knapper war als ich dachte. Und wenn die ersten Kohlrabi reif werden... sei es im Garten oder hier... dann werden wir auf unserer Terrasse eine kleine Kohlrabifeier veranstalten, sie feierlich aufschneiden, essen... und Ramazotti dazu trinken!
















Die Markerbse. Sie wächst so eifrig, dass ich sie heute bereits erneut angehäufelt habe. Ich weiss ja nicht ob ich bei dem rasanten Wachstum das wirklich hinbekomme so ganz ohne Erbsenzaun...
















Die Radieschen als Abstandhalter für Karotten und Pastinaken. Wie zu erwarten war: Die Radieschen gedeihen prächtig, von den gemütlichen Karotten und Pastinaken sieht man noch nichts. 


















Radieschen, Mangold und Salat.
Ich freue mich riesig, dass alle drei Pflänzchen so kräftig kommen. Nachtrag aus dem Herbst: Wenn wir Das Wort Mangold auch nur hören, dann stöhnt die ganze Familie, inklusive Oma und Opa... Die zierlichen Pflänzchen wurden hüfthoch und trieben und trieben... und treiben immer noch...

















Und der Sellerie... Ich mag gar keinen Sellerie... Aber man kann leckeres Pesto draus machen... und ihn in Wintersuppen werfen, also werde ich ihn einfrieren... Und die Oma Karin mag ihn, roh zum Dippen... Und er sieht sehr hübsch aus, so da am Ende des Feldes... Man sieht: Man findet immer etwas Positives!
















Last but not least: Das Kinderbeet. Wir haben nicht die geringste Ahnung was dort genau wächst. :D










Natürlich wachsen hier auch noch andere Sachen, aber das hier waren die schönsten Exemplare von heute.

Ein wenig geschafft aber glücklich radel ich heim... und nein, ich genehmige mir keinen Ramazotti zum Abschluss... Es ist schliesslich nicht mal Mittag. Tststs, was ihr nur wieder denkt...


In diesem Sinne: Bis demnächst auf dem Acker!
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20.5.17

Heute zeige ich Oma Karin den Acker. Sie schüttelt ja immer noch skeptisch den Kopf wenn ich freudestrahlend davon berichte und ist fest der Meinung dass ich es
a) nicht durchhalte,
b) keinen Bock auf die ganze Arbeit habe (wobei ich ja immer sage, dass es wirklich nicht viel Arbeit ist, aber das glaubt sie mir nicht) und
c) mein schwarzer Daumen verhindern wird, dass ich überhaupt Ernte einfahre. 
Pah, Zweiflerin!

Und was soll ich sagen: 30 Minuten auf dem Acker und sie war verrliebt! Jetzt muss ich nur aufpassen, dass sie den Acker nicht für sich erobert!!! Er ist meiner!!! Meiner!!!!!! Muhahahahharrr!


Aber ausser Sightseeing haben wir auch noch die Kinderbeete hübsch gemacht. Soll ja auch nach so viel Liebe aussehen, wie wir wirklich auch hier rein stecken. :)


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Kurzer Ackertag am 25.5.17

Susann und Charly waren mal wieder zum Grillen zu Besuch, also bin ich kurzerhand mit Susann zum Acker geradelt. Und siehe da: Wunderbare Radieschen waren fertig und konnten unseren Grilltisch bereichern! :)

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Langer Ackertag am 27.5.17

Heute war der perfekte Samstag. es war bereits sehr heiss, und damit wir nicht in die schlimmste Mittags Sonne kommen, beschlossen wir, unser Frühstück einzupacken udn gleich auf dem Acker zu picknicken. Es war traumhaft. Die grüne Natur, die Sonne, das leckere Essen... Ein bisschen kamen wir uns vor wie die Kinder von Bullerbü. 

Natürlich wurde danach noch kräftig gearbeitet, restliche gekaufte Pflänzchen wurden eingesetzt und angegossen, ein bissl noch ausgesät...
(EINFÜGEN)
Aber alles in Allem ging es heute darum, sich selber und den nahenden Sommer zu genießen. Und ich würde sagen, das haben wir geschafft. :)

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Freitag, 25. August 2017

Ernte verarbeiten - Calendula Balsam

24.8.17

Es ist Spätsommer und unser Acker zeigt sich uns in seiner vollen Pracht. Es blüht und summt und es wird geerntet was das Zeug hält. Es gibt so viel zu schauen und zu erzählen, doch heute möchte ich mich einer meiner Lieblings Pflanzen widmen, der Ringelblume.



Bereits seit Juni blüht die Caledula Officinalis in ihrem wunderschön leuchtenden Orange. Ich habe immer wieder geerntet und getrocknet und zu guter Letzt auch ein Öl aufgesetzt um die wertvollen Inhaltsstoffe in den Winter zu retten. 

Dazu habe ich die orangefarbenen Strahlenblätter von den Blüten gezupft (eine sehr beruhigende Tätigkeit) und mit einem guten Olivenöl aufgegossen bis alle Blätter gut bedeckt waren. Dann das Glas fest verschlossen in die Sonne gestellt und mich Tag für Tag an der schönen Farbe des Öls erfreut. Hin und wieder mal geschüttelt, denn das mindert die Gefahr von Schimmelbildung  - und heute konnte ich es nach 6 Wochen endlich durch einen Teefilter abseihen. Der Teefilter deswegen, damit keine Verunreinigungen und Schwebstoffe im Öl verbleiben und so die Haltbarkeit reduzieren (wer möchte kann ein paar Tropfen Vitamin E Öl hinzugeben um die Haltbarkeit weiter zu verlängern) -  und fertig ist das Auszugsöl mit der vollen Kraft der Ringelblume.


Das pure Öl eignet sich ganz besonders hervorragend zur Massage bei Muskelschmerzen und zum Auftupfen auf schorfige oder entzündete Hautstellen. 

Da aber nicht jeder pures Öl auf der Haut mag, habe ich für die Anwendung als Heilsalbe auf Wunden oder entzündeten und wunden Hautstellen einen pflegenden und heilenden sowie extrem hautberuhigenden Balsam zusammengestellt. 

Aber bevor ich euch Schritt für Schritt erzähle wie ich den Balsam hergestellt habe, zunächst einmal ein Exkurs zu den Wirkstoffen dieser meiner Lieblingspflanze, der Ringelblume, Calendula officinalis.
(Das wäre nicht mein Blog, wenn nicht ein wenig Klugscheisserwissen mit dabei wäre) :D

Zunächst einmal ist gut zu wissen, dass für die medizinische Verwendung ausschließlich die Blüten genutzt werden. Diese leuchtenden kleinen Sonnen strahlen nicht nur die Kraft des Sommers aus, sie sind auch ganz vollgepackt davon!
Allantoin, Bitterstoffe (Calendulin), Flavonoide, Saponine, mehrwertige Alkohole, sekundäre Pflanzenstoffe und östrogenartige Substanzen wie Sterine sorgen dafür, dass die Blüten auf vielfältige Art und Weise auf unseren Organismus wirken können.

Besonders hervorzuheben ist hierbei die abschwellende und reinigende Wirkung, zudem hemmen die Inhaltsstoffe Viren und Pilze sowie das Wachstum von Bakterien. Sie fördern den Wundverschluss dadurch, dass sie das Wachstum neuer Zellen anregen, erhöhen die lokale Durchblutung, wirken adstringierend, immunstimulierend und schützen die Hautbarriere. Innerlich angewendet wirken die Blüten harn- und schweißtreibend und verdauungsanregend sowie leicht schmerzlindernd und krampflösend.

Eine ganze Menge toller Eigenschaften, die sie zu einer der wirksamsten Heilpflanzen, die wir kennen machen. Kein Wunder, dass sie 2009 sogar zur „Heilpflanze des Jahres“ gekürt wurde.

Da ich heute eine Salbe bzw einen Balsam hergestellt habe, werde ich mich heute in diesem Beitrag auf die Wirkungen der äußerlichen Anwendung in Salbenform konzentrieren.

Schon im Mittelalter kannte man die heilende Wirkung der Ringelblume bei  Entzündungen und Verlertzungen. In der damaligen Klostermedizin galten Salben aus Ringelblumenblüten und Schweineschmalz als das wichtigste entzündungshemmende Heilmittel.
Deswegen wird sie auch heute noch rege bei Verletzungen aller Art, zB Riss-, Schnitt-, Schürf- und Quetschwunden; Kopfhautverletzungen, nach dem Ziehen von Zähnen, wenn das Zahnfleisch verletzt ist, auf eiternden Wunden, Furunkeln und bei generell wunder, rauer oder irritierter Haut angewendet.

Allerdings nimmt man heutzutage nur noch selten Schweineschmalz als Salbengrundlage. :)

Stattdessen stecken in meinem Balsam von heute Kokosöl und Lanolin als Basis für mein Calendula-Auszugsöl. Kokosöl ist für seine hautschmeichelnde und beruhigende Wirkung bekannt, Gleiches gilt in noch stärkerem Maße für das Wollfett, das Lanolin, das auch der bekannten Heilwolle seine Wirksamkeit beschert. Ich möchte behaupten, dass diese Mixtur für moderne Nasen deutlich angenehmer riecht als das damals verwendete Schweinefett. :)

Rezept:

30g Kokosöl
1 TL Lanolin ahydrit
1,5 TL Auszugsöl
ggf ein paar Tropfen Vitamin E (schützt die Haut und verlängert die Haltbarkeit)

Alles zusammen in eine kleine Schüssel geben und mit dem Pürierstab so lange pürieren bis eine einheitliche, leicht flüssige Masse entsteht.
Im Winter empfehle ich das Kokosöl kurz in einem Topf zu schmelzen, da es bei ca 20 Grad noch fest ist und sich schwer mischen lässt. Über 20 Grad wird die Konsistenz merklich weicher und der Püriervorgang müheloser.

Ich habe bewusst keinen Konsistenzgeber wie Bienenwachs mit in den Balsam integriert, so bekommt die geschundene Haut das volle Potenzial reiner Wirkstoffe ab. In unseren Breitengraden bedeutet das, dass der Balsam im Winter eine salbenartige Konsistenz hat, im Sommer eher flüssig ist. (Das liegt am Kokosöl). Ich persönlich finde das Auftragen im leicht flüssigen Zustand sogar etwas angenehmer als im festen.


Et voila, unser Ringelblumen Balsam ist fertig!


Zum Schluss gibt es noch einen Bonus für den Sommer: 

Wer weder Zeit noch Lust hat sich seine Salbe selber herzustellen, dem seien noch ein paar Tipps mit auf den Weg gegeben:

Zerdrücke einfach eine Blüte und reibe sie zwischen den Fingern bis der Saft austritt und sie sich feucht anfühlt.
- Schon eine zerdrückte Blüte auf eine kleine Wunde gelegt stillt die Blutung und baut Schwellungen ab.
- so kannst du auch den Juckreiz von Mückenstichen lindern, vor allem wenn du sie bereits aufgekratzt hast
- Natürlich hilft dieses Vorgehen bei jeglicher Entzündung und Reizung der Haut (auch Pickel oder Sonnenbrand!) .

Und zu guter Letzt:
Die tollen Blüten sind nicht nur als Medizin zu gebrauchen. Sie verschönern jeden Salat, denn sie sind essbar, schmackhaft und wie wir oben bereits gelernt haben, unglaublich gesund!




In diesem Sinne:
Bis zum nächsten Projekt. 
Eure Britta

Donnerstag, 18. Mai 2017

Ackermonat Mitte April bis Mitte Mai - von der ersten Saat bis zur allerersten Ernte.

Heute ist der 18.5.17, ein Donnerstag. Ein historischer Tag!

Heute fuhren wir unsere erste Ernte ein! Sage und schreibe 11 Radieschen brachten wir heute nach Hause! Und die Freude war umso größer, da wir ganz durch Zufall entdeckten, dass sie bereits erntefertig sind, wir hatten erst in ca 2 Wochen damit gerechnet!

Aber beginnen wir von vorne. Wer nun denkt ich sei seit einem Monat heute das erste mal wieder auf dem Acker gewesen.... weit gefehlt. Der Acker ist ein wunderbarer Teil unserer Wochenroutine geworden und wir freuen uns jedes mal wie kleine Schnitzel wenn es wieder heisst: Acker Tag!

Hier unsere Foto Chronologie von Mitte April bis Mitte Mai:
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Am 23. April schauten wir noch einmal hin, aber da hatte sich bisher noch nicht sehr viel getan. Es war steinig und feucht und graubraun. Kaum zu glauben, dass es schon in ein paar Wochen grün wuchern soll hier. Aber wir haben vertrauen in Mutter Natur und Vater Acker.


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Der nächste große Ackertag war dann der 30. April. Mei, haben wir da alle geackert. Da wurde der Boden gelockert und mit Steinmehl aufgepusht, und was haben wir nicht alles gesät.




Da gab es Spinat (die zweite Ladung, man sät ja versetzt damit nicht 3 Meter Spinat gleichzeitig fertig werden und innerhalb von 3 Tagen gegessen werden wollen).

Die erste Ladung sah schon so aus. Noch gleicht es etwas einem Suchbild, aber er ist da und er ist spinatig grün!









Dann gab es die zweite Ladung Erbsen, denn die erste sah man auch bereits klein und grün und frech aus der Erde spitzen. Na, wer findet sie?



Wir säten heute Kamille, Riesen Radieschen, Sonnenblumen und rote Zwiebeln, die später die fiesen Nematoden von der roten Bete fernhalten sollen.
Und am Ende gab es noch eine freudige Überraschung: Die Radieschen von der Aussaat vor 2 Wochen waren schon richtig grün!












Bäuerin Emma war wie immer mit vollem Elan dabei.
Am Ende waren wir wie immer erschöpft und schmutzig aber sehr sehr glücklich.









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2.5.17 Intermezzo: Heute habe ich meine vorgezogenen Romanesco und Kohlrabi Pflänzchen in den Garten unter ein Vlies gesetzt. Drinnen hätten sie meine Fürsorge keine weiteren zwei Wochen bis sie raus dürfen überlebt. Schwarzer Daumen halt. :D
Heute, am 18.5.17 weiss ich, knapp ein Drittel der ausgesetzten Pflänzchen hat das überlebt. Wenn ich an Oma Karins mitleidiges Gesicht angesichts der kleinen zarten Dinger, die meist nicht viel mehr als ein paar gelbliche Keimblättchen zeigten, denke, erkenne ich: Zumindest sie hat es auch nicht anders erwartet. :D Memo an mich: Nur vorziehen was man unbedingt vorziehen muss! Aber zu meiner Ehrenrettung: Meine Kürbisse und Zucchini gedeihen prächtig!!!!
Nachtrag aus dem Hochsommer: Wir haben drei prächtige Kürbisse, aber von den daheim noch so gut aussehenden Zucchini Pflanzen hat keine einzige die Auswilderung auf den Acker überstanden. Ich habe dann im Baumarkt welche gekauft , und  siehe da, sie wachsen und gedeihen und wuchern und belästigen uns nahezu mit ihrer Zucchini Schwemme.
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Nach dem letzten Ackertag am 30. April kamen 2 Wochen Dauerregen, und zwar so stark, dass man mitsamt seines Saatgutes hinfort geschwemmt worden wäre, hätte man versucht auf den Acker zu gehen.

So wurde der 10.5.17 unser nächster Ackertag. Diesmal war es ein reiner Frauentag, Simone, Mathilda, Emma und ich zogen los um den ersten richtig schönen Tag seit langem auf dem Acker zu genießen und zu nutzen. Ausserdem war heute der 5. Vollmond nach der Wintersonnnenwende - also traditionell Beltane, das Fruchtbarkeitsfest. Na, da muss man doch einfach auf den Acker gehen!

Und siehe da: Den Pflanzen hatte das Regenwetter sehr sehr gut gefallen! Zum Vergleich zum letzten Mal:


Spinat, Erbse und Radieschen, 10 Tage nach dem letzten Foto. Wahnsinn, oder?

Ringelblume

Radieschen - Mangold - Salat


Und dann hat uns noch das Dreiergespann Radiechen (mitte) - Mangold (links) - Pflücksalat (rechts) mit schickem Grün überrascht, ähnlich wie die Ringelblume, auf die ich mich wegen ihrer medizinischen Anwendungen schon besonders freue.







 Ausserdem säten wir heute fleissig aus, die Kinder halfen wie immer mit einer unglaublichen, fast meditativen Ruhe mit. Immer abwechselnd durfte eine die Samen in die Erde legen, und die andere angießen. Dann wurde gewechselt. Man schaffte es allerdings dennoch, darüber in Streit zu geraten, mehr als einmal. :D








Im Hintergrund rechts sieht man unseren neuen Nachbarn, von dem wir gerade beschlossen hatten, ihn nicht leiden zu können.









Wir hatten nämlich den tollkühnen Plan gefasst, den vermeintlich noch freien Acker neben uns ebenfalls zu mieten, so dass wir noch mehr anbauen können. Hoffnungsfroh nannten wir unsere Chatgruppe schon in "die Großbauern" um, bis die Bäuerin uns eröffnete, dass zwei Tage vor unserer Anfrage dieser Teil vermietet worden sei! Pah. Und dann hatten diese Nachbarn auch noch Schnüre gespannt um akkurat aussäen zu können. Klar, so jemanden kann niemand leiden.
Aber es war wie so oft, im Gespräch stellte Herr Nachbar sich dann als sehr nett uns hilfsbereit und genauso unerfahren wie wir heraus. Unmöglich ihn zu hassen. :D

So brachten wir Spinat die Dritte, Kamille die Zweite, Karotten und Radieschen die Zweite, Mangold, Radieschen und Pflücksalat die Zweite, Lauchzwiebeln, Zuckererbsen und orientalischen Waldmeister (einen Bienenmagnet) unter die Erde. Das hört sich jetzt gar nicht so viel an, aber durch die tatkräftige Mithilfe der Kinder brauchten wir geschlagene 2 Stunden und hatten am ende sehr sehr nörgelige, hungrige und durstige Helferchen.
Gut, dass danach das Beltanegrillen in unserem Garten geplant war, zu dem auch unsere Männer zu uns stoßen sollten.
Und so klang dieser wunderschöne warme Frühlingstag feucht fröhlich mit viel Essen und viel Kindergesang auf dem Trampolin erst spät am Abend aus. Perfekt, so muss das sein und gut, dass ich davon keine Fotos habe. :D





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Sa, 13. 5. 17 - Auspflanztag

Endlich ist es seit ein paar Tagen stabil schön! Meine liebe Familie und ich wagten heute einen Baumarktbesuch... und wie damals mit den Samentütchen, verfiel ich erneut in einen grün beblätterten Pflanzen Kaufrausch. Massenhaft Gemüsepflanzen, kräftig, groß und grün und so günstig!!!! Gleich packte ich 12 Kohlrabi (5€), 24 Blumenkohl(5€), 6 Brokkoli (2,50€), 12 Stangensellerie(3 €), 2 normale Zucchini - 5€ (daheim ziehe ich Rondini und Patissons vor) und eine schicke Aubergine (arg teuer für 6 €). So viel lebendiges Grün für so wenig Geld!!!! Wieso also den Stress des Vorziehens mitmachen wenn man mit solch einem schwarzen Daumen für Zimmerpflanzen gesegnet ist wie ich??? Und ich sage euch, dieser Einkauf ist nur so klein geblieben weil ich meine Selbstbeherrschung für ein ganzes Jahr aufgebraucht habe. Mindestens!




Heute begleitete uns Oma Karin auf den Acker, die das Projekt ja noch gar nicht gesehen hatte und nach wie vor den Kopf über meine Euphorie schüttelte. Sie half mir kräftig beim einpflanzen während Michi und Emma ebenso kräftig dabei halfen uns zu verschönern. Die Kletten waren ein riesen Spaß für alle. :D















Da heute der "Britta vergisst ihr Handy " Tag war, gibt es von den Pflanzen bisher leider keine Fotos, aber das folgt ganz sicher. :D

Und was gab es als wir nach Hause kamen vom erfolgreichen ackern? Na klar, Ramazotti und Grillen! Ist sie nicht schön, die warme Jahreszeit? :D









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Planung - Interlude
Ich möchte heute darauf hinweisen, dass meine Planung mittlerweile das ausggeklügelste Meisterwerk ist, als das ich sie mir vorgstellt habe. Kein Verlaufen mehr auf dem Acker, ich weiss immer genau, was wo ist und was noch wo hinkommen soll.




Heute, am 13.5.17 bin ich noch einen Schritt weiter gegangen. Der Frühling ist endlich voll da, die erste Ernte steht quasi vor der Tür, da ist es nur logisch, dass ich meine Planung um einen Ernteplan erweitere! 


Jaha, hinter jeder Parzelle steht nun, welches Gemüse (und welche Charge davon) ausgehend vom Tag der Aussaaat (Pflanzung) wann erntereif sein wird. Zusätzlich habe ich einen alleinigen Ernteplan erstellt, in dem ich die Erntemonate farblich markiert habe.

Wie nicht anders zu erwarten ist der absolute Höhepunkt im Juli und ein wenig noch im August zu erwarten. Ich bin so unglaublich gespannt!





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Donnerstag, 18.5.17

Heute war es nun so weit. Wir brachten meine sorgsam herangezüchteten Zucchini und Kürbispflanzen auf den Acker, denn hinter der Scheibe auf der Fensterbank wurde es ihnen langsam aber sicher zu warm.
Es ist ein komisches Gefühl... Da setzt man seine Kleinen aus, am Abend, denn tagsüber ist es momentan zu heiss... und nun sitze ich hier und mache mir ernsthaft Gedanken. Ist es ihnen jetzt nicht zu kalt? In Emmas Zimmer über der Heizung war es ja schon auch nachts noch sehr warm... Ob es bald mal wieder regnet? Nicht dass es ihnen zu trocken wird und sie nicht anwachsen, schliesslich sind sie verwöhnt, ich habe sie hier ja jeden Tag liebevoll gegossen (und war absolut stolz, dass sie mir meine Pflege nicht übel genommen haben). Und zu guter Letzt: Habe ich wirklich die richtigen Pflanzen zusammen und auf den richtigen Platz gestellt?
Man soll schließlich Zucchini immer zu zweit auspflanzen, sonst tragen sie nicht wirklich. Hört sich simpel an, es ergab sich jedoch beim genaueren Hinschauen ein Problem:  Ich stellte fest, dass ich beim mehrmaligen Umtopfen vollkommen aus den Augen verloren hatte, welche der Kürbisgewächse nun in welchem Topf steckt - und die sehen alle gleich aus! Also machte ich mich im Internet auf die Jagd nach den kleinen aber feinen Details der Kürbisartigen um herauszufinden, welche meiner 9 Pflanzen auf der Fensterbank nun begattungstechnisch gute Nachbarn wären und welche nicht. Bald wurde ich auch scheinbar fündig: Der Kürbis hat im Vergleich zu den anderen eher runde Blätter, die Patisson sehr spitze Blätter und die Rondini bildet lange Ranken aus.

Der Juli wird zeigen, ob ich recht behalten habe. :D Ich bin sehr gespannt. Auf jeden Fall habe ich allen eine gute Ladung Hornspäne als Dünger und viele gute Wünsche mit auf den Weg gegeben. Die Zucchini waren ja sowieso mein Herzensprojekt, und weil ich mich zwischen den drei verschiedenen Sorten nicht entscheiden konnte, mussten die 6 Paprikapflanzen (eins meiner ungeliebtesten Gemüse) in unseren Garten weichen. Karin macht gottdeidank alles mit und hat mir ein halbes Beet für die Paprika frei geräumt. Auch die vor kurzen gekaufte teure Aubergine fand dort ein Heim, als ich im Internet las, dass Auberginen genau solche Mimöschen wie Tomaten sind, viel Wasser brauchen, nur von unten gegossen werden dürfen und überhaupt nur im Gewächshaus "werfen". Auch 5 übrig gebliebene Stangensellerie und 8 Blumenkohl bevölkern nun die proskeschen Beete. Ich bin gespannt ob sich unterschiede in Wachstum und Frucht erkennen lassen zwischen dem Acker und dem Garten . :)

Apropos Unterschiede zum Garten:
Heute, etwa einen Monat nach der Übernahme des Ackers, habe ich auch das erste mal so etwas ähnliches wie Unkraut beseitigen betrieben. Die meisten Gartenbesitzer glauben ja immer noch nicht dass man nicht gießen und auch kaum jäten muss. Mit "sowas wie" Unkraut beseitigen meine ich, dass das bissl was da seine Köpfchen aus der Erde streckte, immer noch nicht wirklich den Namen Unkraut verdient hatte. Ich nahm also den Rat unseres Bauernfreundes Stefan an (ein professioneller Bauer mit eigenem Hof, kein Vergleich zu uns) und fuhr mit der Hacke über die bereiche, in denen grüne Spitzen zu sehen waren. Schnell war das Zeug entwurzelt und umgehauen. Mal schauen wie lange es braucht um wieder aufzustehen. Aber laut Stefan geht man in 2 Wochen einfach nochmal mit der Harke durch und gibt dem was nachkommt oder weder aufsteht, den Rest. Wir werden sehen wie es sich mit dieser Theorie auf unserem Acker verhält.

Bei diesem kurzen Hackintermezzo habe ich nebenbei die erste Charge Erbsen angehäufelt (das ist eine kurze Sorte, braucht keinen Erbsenzaun) und mir fiel ein, dass ich ja die Radieschen, deren Kraut nun schon sehr groß geworden war, vereinzeln könnte. Ich bat also Michi das Nematodenschutznetz zu lüpfen, da ertönte schon der Schrei  meiner liebsten beiden über den Acker. "Mama!!!! Komm gucken!!!! Da sind schon Radieschen!!!!!! Und wirklich. Groß und rot grinsten uns Radieschenköpfe aus dem Boden an! Vorsichtig zog ich probehalber an einem großen Exemplar... und förderte ein perfektes knallrotes Radieschen zu tage! Eifrig und begeistert suchten wir also die Exemplare aus, die wir mitnehmen wollten. 11 wunderschöne Knöllchen wurden auserkoren. Und in den frei gewordenen Stellen sah man auch schon ganz zartes, vielleicht 3 Zentimeter hohes Möhrengrün aus dem Boden ragen. Ich hatte die beiden Gemüse vermischt gesät, damit die Radieschen, die dann ja sehr früh geernet werden, den richtigen Abstand für die später kommenden Möhren gewährleisten. Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert!



Und was gab es nach diesem schönen Tag auf dem Acker? Nein, natürlich nicht schon wieder grillen und Ramazzotti, was denkt ihr von uns???

Nein, es gab leckeres Essen bei Mauro im Sportheim und zum Nachtisch einen äh... Ramazotti. :D

Dienstag, 18. April 2017

Säen, planen... und die Realität

Es ist der 14. April 2017.
Nur wenige Tage nach der Übergabe des Ackers treffen sich die Jungbauern - wie wir uns mittlerweile stolz nennen - auf dem Acker um zu ackern. :)

Zuerst wird der Acker mit Hilfe der Planung in Abteile eingeteilt, damit man sich besser merken kann wo man was gesät hat - und damit man es hoffentlich irgendwann auch wieder findet. Frohgemut stapfen Michi und ich los, Michi mit der Planung, ich mit einem Stock um die Abteile zu markieren.
Doch oh Schreck, was ist das? Als wir beim letzten meiner geplanten Abteile ankommen, stehen wir noch immer nahezu mittig auf dem Acker - das Ende der Reihe (an dem wir laut Planung stehen sollen) ist noch weit! Wie kann das sein???
Ganz einfach: Die Reihen in unserem Abteil messen statt der errechneten und bezahlten 26,6m ganze 34 m Länge!
Ich starre auf meine Planung, dann auf das Feld, dann wieder auf meine Planung.
SIEBEN METER MEHR!!!!???
Bilder von Twilight Sparkle, der manischen Pony Prinzessin gallopieren an meinem inneren Auge vorbei, mein linkes Auge zuckt...

                                           


Von drüben höre ich Simone grinsen: "Na, besser zu viel als zu wenig!" Recht hat sie. Aber SIEBEN METER!!!!
Zur Erläuterung der Dimension meines Schrecks, der so einfach durch die Großzügigkeit des Bauern (und der schiefen Ausmaße des Feldes) ausgelöst auf mich hineinstürzt:
Die Planung ist nicht einfach nur die Planung. Sie ist ein Meisterwerk. Und sie ist auf 26,6m ausgelegt!!!
Stunde um Stunde habe ich Bücher und Internetseiten gewälzt, habe erarbeitet welches Gemüse wen zum guten Nachbarn hat und neben wem es auf gar keinen Fall wohnen mag, welche Kombination welche Schädlinge anlockt und welche fernhält und natürlich wie viele Pflanzen bei optimalem Pflanzabstand in einer Parzelle gepflanzt werden können... Diese ganze Arbeit schien sich vor meinen Augen in Luft aufzulösen.
Aber so schnell gebe ich nicht auf. Wir teilen den Acker unter unseren Füßen erneut nach Planung ein, doch diesmal geben wir jedem Abteil einfach Pi mal Daumen mehr Raum. Ha! Am Ende habe ich in der Mitte zwar noch ca zwei Meter ungeplanten Streifen, aber mei, damit lässt sich leben.

Katastrophe abgewehrt, lasset uns säen!
Zunächst kommt der Spinat an die Reihe. Das erste Mal besehe ich mir den Boden, aus dem bald die nahrhaften zarten Pflänzchen sprießen sollen,  genauer - und auf einmal geht mir auf, warum Manfred, der bereits früher als wir auf dem Acker angekommen war, unsere "Jungbauern" Chatgruppe in "die Steingartenbauern" umbenannt hatte... Ja, Ackerboden gibt es hier auch, allerdings eher in Krümelform um die bis zu faustgroßen (und ich rede Michis Faust, nicht Emmas) Ackersteine herum drapiert... Gehört das so? Sieht jeder Acker so aus, wenn man ihn sich genau anschaut?
Ich habe keine Ahnung, beschließe aber, dass es wohl die Steine sein müssen, die den Gemüseanbau auf dem Feld so viel leichter machen als der Gemüseanbau im Garten sein soll. Logisch, den Schnecken ist das zu hart auf den scharfen Steinen hier rum zu kriechen. Und bestimmt läuft das Regenwasser an den Steinen entlang viel besser tief in den Boden hinein wo es auch im Sommer noch gespeichert ist - weswegen man nicht gießen muss...
Und als ich meine Hände in den Boden grabe, merke ich dass er wirklich locker, krümelig, feucht (obwohl es lange nicht geregnet hat) und sehr warm ist. Ein schönes Gefühl an den Händen.
Dieser Lobeshymne an die Ackersteine zum Trotz schaffe ich den künftigen zarten Spinatpflänzchen dennoch die dicksten Ackerbrocken aus dem Weg. Man kann ja nie wissen... Die Kinder legen gewissenhaft Samen für Samen an ihren Platz und decken sie erstaunlich sanft mit Erde zu. Ich lasse mich von der Fürsorglichkeit anstecken und ertappe mich dabei, wie ich leise "Lasst es euch gut schmecken!" flüstere als wir Steinmehl als Dünger streuen. Jetzt noch ein Schluck Wasser und alles ist gut.

Doch statt des sanften regengleichen Rieselns aus der Gießkanne mit Regentülle schwappt hart und fest ein riesiger Schwall Wasser mitsamt der gelösten Regentülle auf meinen Spinat... Die Kinder schreien erschrocken auf als sie ihrer Arbeit hinfort schwimmen sehen. Zur Sicherheit lege ich heimlich nochmal ein paar Samen in die Reihen und begrabe sie in matschiger Erde, während ich den Kindern versichere, dass ihrem Spinat sicher nichts passiert ist... Ich hoffe sehr, dass Spinat ein robustes Gemüse ist, das spontane Wasser fluten nicht so übel nimmt. Als ich aufschaue sehe ich Michis Blick, der leidgeprüft sagt: "Ja, das ist mein Spatzl." bevor er mir demonstriert, dass man die Regentülle mit einem kleinen Klick an der Gießkanne arretieren kann - und sollte. Hust. Ah ja. Weiß ich das jetzt auch.

Immerhin haben die Kinder für sich entdeckt, dass säen ja gar nicht wirklich Arbeit ist und einen Riesenspaß machen kann. Kurzerhand werden die Anfangsstücke unserer Reihen zu Kinderbeeten erklärt, wo die beiden auch gleich emsig beginnen, kreuz und quer Dinge zu säen und anzugießen.
Ihre Begeisterung ist ansteckend!


Ich säe also fleißig weiter. Heute gibt es neben besagtem Spinat auch ein paar Kohlrabi, Markerbsen (die auch ohne Erbsenzaun stehen können, wusste ich gar nicht, freut mich aber), Pastinaken, Mangold, Radieschen, Pflücksalat und Schnittknoblauch dort, wo später noch andere Wurzelgemüse hinkommen sollen, denn dieser soll, genau wie andere Zwiebelgewächse, die böse Möhrenfliege, die zu durchlöcherten und deformierten Wurzeln führt, fernhalten. Die ekeln sich nämlich vor Zwiebeln. Ich muss mir bei diesem Satz immer ein kleines, ekelverzerrtes Fliegengesicht vorstellen, das bäh sagt und mit gerümpfter Nase weiter fliegt.

Zu guter letzt gießt Michi alle frisch beackerten Beete an. Mittlerweile hat er sich einen Campingstuhl geholt und überwacht das frohe Geackere vom Rand her, doch seine Aufgabe als erprobter Kannenexperte erfüllt er sehr gewissenhaft.
Als dies erledigt ist, schreiten wir noch einmal unsere Reihen ab und ich trage die bepflanzten Bereiche in die Planung ein. Doch was ist das? Wo der Mangold stehen sollte, ist die Markerbse, wo die Markerbse sein sollte ist ein leeres, ein Meter langes Beet und wo ist sie, die Markerbse? Ach, da vorne. Da hatte jemand die Abteile wohl nicht so eindeutig markiert wie sie gedacht hatte...
Tja, eine Planung ist ein wachsendes lebendes Gebilde... und lebt bis zum nächsten Feind... äh Ackerkontakt.  Gottseidank kann ich darüber momentan nur milde lächeln. Die Arbeit mit dem warmen  feuchten Boden hat mich anscheinend bereits geerdet.

Apropos Erdung:
Es ist mittlerweile 6 Uhr, wir hatten nichts zum Mittagessen und dennoch fährt meine Familie frohen Mutes und ohne sich gegenseitig anzumotzen (wie sie es sonst bereits bei dem leichtesten Anzeichen von Hunger oder einem drohenden ausbleibenden Mahl tut) schmutzig und fröhlich von unserem Acker weg.

Ja, es ist unser Acker, denn heute haben wir alle drei hier gearbeitet und es hat uns so viel mehr Energie gegeben als wir uns jemals vorstellen konnten! Was für ein schöner Tag!

Nachtrag:
Gleich am nächsten Tag radelte ich trotz schrecklichem Gegenwind, nur mit einem Ringblock und einem Stift bewaffnet zum Acker um, den Parzellen neutrale Namen zu geben und eine neuere, bessere Planung zu erstellen.
Sie heißen jetzt N (für Nordreihe) 1 - 15 und M (für Mittelreihe) 1 - 9, daneben steht die Länge der Parzelle, daneben, was an welchem Datum dort gesät wurde, und daneben die Empfehlung, was am besten dort angepflanzt werden sollte - basierend auf der Ur-Planung.

Glücklich radel ich heim und höre meine innere Twilight Sparkle böse lachen....

Nachtrag 2 oder: Eine Ackerplanung ist lediglich eine freundliche Empfehlung an die Realität...

Am Abend nachdem ich meine Planung auf so unglaubliche Weise perfektioniert hatte, fiel mir auf, dass ich doch tatsächlich vergessen hatte die Wurzelpetersilie auszusäen! Die muss unbedingt noch diesen Monat aufs Feld!
Also auf, liebe Familie, drei Tage später geht es bereits ein weiteres Mal auf den Acker. Die liebe Familie geht auch fröhlich mit, nachdem es uns letztes Mal so gut getan hatte.

Doch auf dem Acker schauen wir uns verloren an. War das hier N5? Oder die Parzelle eins weiter? Ist die Furche die Begrenzung oder der Steinhaufen? Und was ist das für ein Stecken da, mitten in N4? Ah, ja, da war Schnittknoblauch... glaube ich... Memo an uns: Auf einem Acker sieht nach einem Tag wieder alles gleich aus.
Nein, noch gebe ich mich nicht geschlagen: Jede Parzelle wird nun von mir mit einem Stein bedacht, auf dem groß mit Edding die Parzellenbezeichnung steht. Haha, kein Verzählen mehr! Die Begrenzungen sind nun eindeutig. Schnell noch N4 und N5 zusammengelegt und voila, die Planung stimmt wieder.
Fragt sich nur wie lange... :D


Immerhin haben wir jetzt Übung und die Wurzelpetersilie sowie die Tagetes mit den charmanten Beinamen "Nematodentod" (weil sie genauso effektiv die Wurzelgemüse schützen sollen wie die Zwiebelgewächse - dabei aber noch sehr hübsch aussehen) sind schnell ausgesät. Emma legt ein professionelles Möhrenbeet an und deckt es mit einem kleinen Kulturschutznetz ab, so wie wir es mit den großen Pastinakenbeeten getan haben. Wahrscheinlich ist dieses hässliche Netz effektiver als Zwiebel und Nematodentod zusammen...Und sieht auch noch richtig professionell aus!


Wieder einmal verlassen wir 3 schmutzig aber glücklich den Acker - genau bevor der Regen einsetzt. Sehr gut, mit dem hatten wir gerechnet um uns das Angießen zu sparen! Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert. ;-)

Freitag, 14. April 2017

Der große Tag

Dienstag, 11.04.2017, 18.00 Uhr Ortszeit. Der große Tag ist gekommen, die Jungbauern bekommen ihren Acker.
Pünktlich um kurz nach 5 machen sich Manfred, Mathilda, Emma und ich mit dem Radl auf von unserem zu Hause zum nur 5 Radlminuten entfernten Acker... Dachten wir.
Aber da haben wir nicht mit Emmas kleinen Beinchen gerechnet. Kleine Beinchen, die gegen fiesen Splitt, in den sich die Räder eingraben, ankämpfen müssen! Wie gemein!

Eine reine seelische Qual waren jedoch die letzten 500 Meter.
Wir biegen um die Ecke, ganz hinten am Ende des langen Ackerweges sehen wir unser Grundstück in der Sonne liegen. Das gelobte Land. Und wir sehen, wie sich mehr und mehr Menschen dort versammeln und bereits mit Stöcken ihr Grundstück in Besitz zu nehmen versuchen... Schnell, lasst uns unseren ausgeguckten Bereich sichern bevor es zu spät ist!
Doch genau dieser Ackerweg ist es, das Emmas kleine Beine an den Rand der Verzweiflung bringt. Immer wieder müssen wir anhalten weil es zu anstrengend ist, immer wieder schieben wir sie an und es geht ein paar Meter weiter... Nach jeden Stop sieht man mehr Menschen auf den Acker strömen und sich die besten Plätze herauspicken.... Welch Tortur! Ich will lossegeln, fliegen, und den nächstbesten Stock in die weiche Ackererde rammen, auf dass sie für ewig (oder zumindest die nächsten Monate) MEIN sei!!! Wie hieß nochmal dieser Film mit Nicole Kidman aus den 90ern, wo sie um das beste Ackerland im wilden Westen um die Wette rennen? GENAU so fühle ich mich!

Doch ich stehe zu meiner Tochter, hier ist es nicht weniger dramatisch als vorne bei den Spitzenreitern um das fruchtbarste Stück Land. Meter für Meter kämpfen wir uns vorwärts, Räder, Zähne und kleine Knochen knirschen, die Köpfe sind hoch rot... Doch gemeinsam erreichen wir alle 4 schließlich das ersehnte Grundstück. Und da steht er, der rettende Engel in Frauengestalt. Mit blondem, in der Sonne glänzendem und im Wind wehendem Haar steht sie vor uns. Simone war vor uns angekommen und hatte unser perfektes Stück gesichert. Eine Parzelle bestehend aus 3 Bifängen. So können die Kinder immer in den Wegen zwischen unseren beiden Bifängen herumlaufen und treten unsere Arbeit kaputt, und nicht die der Nachbarn. So zumindest der Plan. Nein, ich falle nicht auf die Knie und küsse tränenüberströmt die Erde, meine Erde. Denn noch ist sie nicht wirklich unser. Ich lächle stattdessen freundlich und friedlich meinen Konkurrenten zu. Contenance bis das Stück wirklich uns gehört. Wie es sich für eine Dame geziemt.

Nun beginnt das große Warten. Zunächst auf die Bäuerin, die eine kurze Ansprache hält. Dann spricht kurz eine Dame vom Bayerischen Rundfunk, die mit ihrem Team hier eine Parzelle gepachtet hat und diese filmerisch über das Jahr begleiten möchte. Sie freue sich über jeden, dessen Acker mit auf das Bild wolle und der Lust habe ein paar persönliche Geschichten rund um den Acker vor der Kamera zu erzählen. Simone neben mir scheint begeistert, ich nicht so. Ich werde meine Kamerascheu einfach nicht los, trotz meiner Begeisterung für 90er Jahre Western mit Nicole Kidman...
Dann warten wir auf den Bauern, Herrn Offenbeck, der stilecht in Gummistiefeln mit seinen ebenso stilechten Bauernkindern ankommt und auch eine kurze Ansprache hält. Dann verkündet die Bäuerin, dass wir ganz hinten bei den längsten Bifängen anfangen die Parzellen zu vergeben. Eine kleine Horde trottet mir ihr mit und ich muss erschrocken feststellen, dass sie und Herr Offenbeck nun damit beginnen, feierlich jede einzelne Furche zu weihen, indem sie den Namen desjenigen, der sich für diese Parzelle meldet, auf ein Stück Holz schreiben und höchstpersönlich in den fruchtbaren Boden schlagen. Da texte ich Michi (mit dem wir uns um halb 7 zum Essen treffen wollen) zum ersten Mal, dass es wohl länger dauern wird. Es ist nämlich bereits fast halb 7 und wir sind noch einige -viele- Meter von unserem Abteil entfernt.
Ich bin jedoch beruhigt als ich sehe, dass das ganze dann doch sehr flüssig läuft. Manfred bespielt die Kinder und lässt sie ganz am Anfang der von uns auserkorenen Bifänge bereits etwas buddeln.


Dann kommt das Bauern Gespann zu dem Teil, wo man sich einen halben Bifang mit dem Nachbarn teilen müsste. Das will aber keiner. Wie im klassischen Sketch tritt die Reihe der Wartenden einen Schritt zurück, als die erste dieser Parzellen ausgeschrien wird. Ich schlendere zu den anderen an unserem gelobten Ackerland, wir ratschen ein bissl und freuen uns. Als ich mich wieder umschaue, stehen sie immer noch an jener Parzelle. Ich ratsche weiter. Es ist viertel vor 7. Mein Handy surrt. Michi: "Ich fahre jetzt einfach mal los." Hinter mir höre ich eine schrille Bäuerinnenstimme: "Wir müssen jeden Bifang vergeben, wenn sich hier keiner meldet, dann mache ich nicht weiter!" Sie verkreuzt die Arme wie ein Schulkind. Es meldet sich immer noch keiner.
Ich tippe hektisch: "Michi, es kann WIRKLICH noch dauern, komm doch einfach hierher und wir fahren zusammen zum Sportheim wenn wir endlich durch sind."

Ich kürze das Ganze für Euch hier ab:  Ein paar Wenige melden sich zu guter Letzt für die ungeliebten Parzellen, es gibt mehrfache Rechenverwirrung im Bäuerinnenhirn bei der Verteilung, sie fragt mehrfach ab wer alles da ist und droht die restlichen ungeliebten Parzellen an die Abwesenden zu verteilen. Dann fällt ihr aber auf, dass diese dann ja gar nicht wissen, dass sie sich einen Bifang mit dem Nachbarn teilen müssen, also versteift sie sich wieder auf ein hilfloses vor einer Parzelle stehen bleiben und trotzen. Der Bauer ruft aus, dass der Beste Boden an eben jeder Stelle sei. Auch das hilft nicht. Schliesslich lassen sie ENDLICH und nach mehrfachem gutem Zureden ein paar Parzellen ohne Besitzer und kommen schließlich vollkommen entnervt bei uns an. Uns keinen wirklichen Blickes würdigend, klatscht sie unseren Namen (falsch geschrieben) auf den Holzblock und stapft weiter. Das war er, der historische Moment!

WIR HABEN UNSEREN ACKER!!!!
Und zwar genau den, den wir haben wollten. Genau in der Mitte des Feldes, halb sonnig, halb schattig. Die Kinder sind happy, wir erleichtert. Und da erscheint mein Mann am Wegesrand, was mein Herz noch höher schlagen lässt. (Schließlich hatte er, müde von meinen diversen und schnell wechselnden Projekten, geschworen diesen Acker NIEMALS! zu betreten). Egal, ich freue mich.
Wir lassen die Kinder noch schnell ein paar Blümchen säen, eine bunte Samen Mischung namens "Bienenschmaus". Und als die Bäuerin panisch wie ein aufgescheuchtes Huhn wieder an den ungeliebten Parzellen neben uns herumlamentiert, treten wir taktisch geschickt und schnell den Heimweg an. Nicht dass sie an unserer Parzelle noch was ändert.
Gottseidank haben wir es trotzdem geschafft, vorher noch ein glorreiches Jungbauern Foto vor unserer Furche zu schießen!


Wir sind ganz stolz und ganz aufgeregt, jetzt kann es losgehen.
Simone, Mathilda, Michi, Emma und ich feiern diesen denkwürdigen Tag noch bis 9 Uhr im Sportheim bei Wein, Scaloppina Primavera und nein, nicht Gesang sondern viel Ratsch. Schee wars. :)

Montag, 10. April 2017

Die deutsche Sprache und der Acker - und erste Fotos!

Nachdem ich nun einiges an Literatur zum Thema Gemüse selber anbauen verschlungen habe, fiel mir auf, dass mein Unwissen über den Ackerbau so weit reicht, dass ich doch tatsächlich sähen statt säen schrieb und mich vollkommen im Recht wähnte!!!

Peinlich berührt schlich ich in  meinen Blog um in einem Guerilla Kampf klammheimlich alle heimtückischen hs zwischen dem ä und dem e zu eliminieren. (Auch wenn es sich ohne das h irgendwie immer noch falsch anfühlt...)
Es sähe dem Gemüse ähnlich sich nicht von mir säen zu lassen. :D

Wie auch immer, die Jungbauern waren gestern das erste mal ihren Acker besichtigen und... Er ist wahnsinnig klein! Ein kleines Stückchen zwischen der Würm und dem "normalen" Feld des Bauern, zu dreieckig um sich von seinen Maschinen bearbeiten zu lassen, vermute ich. Da fällt einem erstmal auf, wie riesig die Ackerflächen der Bauern doch sind. Denn auf unserem Mini Dreieck sollen 40! Kleinbauern ein Heim für ihre Pflanzen finden.

Aber es ist idyllisch gelegen, so direkt am Bach und somit wunderbar für uns. Mit dem Radl brauche ich 5-7 Minuten dahin (jetzt weiss ich ja wo es liegt).
An dieser Stelle einen Dank an Manfred und seine Kartenlesekünste, ohne die ich wahrscheinlich immer noch in den Weiten der Karlsfelder Äcker verloren wäre. :D




Auf unserer heimischen Fensterbank hat sich auch einiges getan. Schließlich haben wir jetzt Traumspray!
Ich stelle vor: Mr blauer Kohlrabi und Ms Romanesco!


Und hier auch noch die handschriftlichen Notizen, was nun wirklich in den Anzucht Kästen wächst bzw gesät ist. (Man vergleiche die Planung, die ich zuvor hier im Blog erstellt habe, hihi)



Ansonsten ging gestern meine schon bereits erwähnte Planungswut weiter. Auf der Suche nach dem perfekten Anbaumuster riefen Michi und ich den Pythagoras an und kramten unsere mehr (Michi) oder minder (ich) erhaltenen Kenntnisse der Geometrie aus. Wobei ich meinen lieben Ehemann beim Rechnen mit meinem weiblich-irrationalen "Antimathismus" halb in den Wahnsinnn trieb. :D

Aber wir kamen zu der umwerfenden Erkenntnis: Aaaaaachtung, Trommelwirbel: 
Dass wahrscheinlich die klassische Pflanzung in simplen Reihen die Beste wäre!
Jaja, die Gärtner und Bauern haben sich die letzten 200 plus Jahre wohl schon was dabei gedacht. Ade, Nobelpreis für das beste Anbaumuster. :D

Immerhin war es ein schöner Abend.